Glück – ein flüchtiger Moment

(©Melanie Vogel) Was ist Glück? Wer ist glücklich? Was brauche ich zu meinem Glück? Diese Fragen beschäftigen Philosophen seit es die Philosophie gibt. Doch auch Soziologen, Psychologen, selbst die Betriebswirtschaft ist auf der Suche nach dem Glück oder möchte selbiges durch Produktplatzierungen verkaufen.

Die einen sagen, Glück ist der günstige Ausgang eines Ereignisses. “Puh, Glück gehabt!” Wenn der Kelch des Unheils an uns vorbeigezogen ist, empfinden wir einen Anflug von Glück. Zumindest sagen wir das so. Doch ist das wirklich Glück? Oder ist es nicht vielmehr Erleichterung, die wir mit Glück verwechseln?

Glück ist (auch) eine Kopfsache, sagt die andere Fraktion der Glücksforschenden. Wenn ich mich mental auf das glücklich sein “programmiere”, dann bin ich es auch. Basta! Doch der Mensch ist keine Maschine. Wir können uns nicht per Knopfdruck ins Glück katapultieren, sondern wenn wir glücklich sein wollen, müssen wir im Umkehrschluss auch wissen und erfahren, was uns unglücklich macht. Daher könnten wir annehmen, Glück ist das Nichtvorhandensein von Unglück. Demzufolge müssten wir permanent glücklich sein, wenn wir nicht gerade unglücklich sind, doch das trifft nicht zu.

Seit einigen Jahrzehnten sind vor allem die Soziologen unter die Glücksforscher gegangen. Sie wollen wissen, wo die glücklichsten Menschen der Welt leben. Der Niederländer Ruut Veenhoven hat die weltweit größte Glücksdatenbank gegründet und kommt zu dem Schluss: Am glücklichsten sind die Dänen, gefolgt von den Schweizern und Isländern. Er begründet das damit, dass diese Länder eine lange demokratische Tradition und die Bürgerinnen und Bürger dort viel Mitbestimmung haben und materiellen Wohlstand genießen. So manch ein Philosoph würde sich bei dieser Glücks-Definition im Grabe umdrehen, denn Herr Veenhoven macht Glück primär an äußeren Umständen fest, die der Einzelne nicht beeinflussen kann. In seiner Definition entsteht kollektives Glück in einem gesunden Machtverhältnis.

Doch was ist, wenn Demokratien zu ideologischen Umerziehungsstätten werden, so wie es derzeit in sehr vielen Staaten weltweit passiert? Was, wenn in vermeintlich freien Gesellschaften auf einmal Freiheit in Verbote und Zwang umgeschrieben wird? Verpufft dann das Glück? Für Menschen, die ihr Glück an äußere Umstände binden, wird das sehr wahrscheinlich zutreffen. Dass das kollektive Wohlbefinden in den letzten Jahren stetig abgenommen hat, dürfte unstrittig sein. Dass das Vertrauen in Institutionen weiter sinkt ist, zeigt jährlich das sogenannte Edelman Trust Barometer – ganz aktuell auch für 2023. Vielleicht also verwechselt Herr Veenhoven Glück mit Zufriedenheit, Vertrauen und Wohlbefinden, denn auch für mich selbst muss ich feststellen, dass die letztgenannten drei Aspekte bei mir in den letzten Jahren arg gelitten haben.

Allerdings kann ich für mich selbst ganz klar feststellen: Ich bin heute nicht unglücklicher als vor 2020. Ganz im Gegenteil. 2020 ist vieles in meinem beruflichen Leben aus den Fugen geraten, so wie bei Millionen anderen Menschen auch. Erstaunlicherweise habe ich aber in genau diesen aus den Fugen geratenen Momenten mehrmals Situationen höchsten Glücks gefühlt – und zwar intensiver und viel bewusster als in all meinen Lebensjahrzehnten vorher. Wie kann das sein, wenn doch vieles zerstört wurde, was mein Mann und ich in 25 Jahren Unternehmertum aufgebaut hatten?

Heute denke ich, genau das war der Grund! In der Zerstörung des Außen wurde das sichtbar, was wahrhaftig da ist. Alles Unwichtige fiel ab, der materielle Schleier wurde gelüftet – und darunter war nicht Nichts. Sondern ganz viel… Glück! Kurze Momente innerer Vollkommenheit. Kurze Momente zeitloser Schönheit, die ich sehen konnte, weil ich zum ersten Mal Zeit hatte, genau hinzuschauen und hineinzufühlen.

Verallgemeinert können wir sagen: Glück ist ein universelles Gefühl. Es wird überall auf der Welt gleich empfunden. Darum sollten wir uns fragen:

Welche universellen Kräfte führen zum Glück?
  1. Die Hingabe in den Moment.
  2. Geistiges Bewusstsein, also ein offener Geist, der Wunder annimmt und erkennt.
  3. Ein offenes Herz mit der Fähigkeit zur Freude.

Wenn wir das verstehen, ist Glück ein ewiges Füllhorn, aus dem wir jederzeit trinken können. Glück ist die unendlichste, universellste Ressource, die nie versiegen wird, solange wir menschlich bleiben und der Energie des Herzens folgen.


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